22 Sep

Vom Phrasen dreschen und polarisieren

 

BUCHAUTOR WERDEN, BUCH SCHREIBEN. Gerade las ich den Blog-Beitrag eines Mitbewerbers zum Thema „So wird man als (Buch-)Autor bekannt und erfolgreich“. In ihm schreibt der Autor des Blog-Beitrags unter anderem, ein Buchautor müsse bereit sein, „zu polarisieren und sich damit als Person auch angreifbar zu machen“. Und wie so oft juckt es mich, meinen Senf dazu abzugeben.

Denn wie so oft bringt der junge Mann einige Dinge durcheinander – und zwar die beiden Punkte „Position beziehen“ und „polarisieren“; außerdem die beiden Punkte „inhaltlich auf Widerspruch zu stoßen“ und „als Person angreifbar zu sein“.

 

Wenn ein Berater ein Fach- oder Sachbuch schreibt

Was ein (Sach- oder Fachbuch-)Autor, der sich als Experte profilieren möchte, tatsächlich tun sollte, ist „Position beziehen“. Also zum Beispiel, wenn er ein Buch über die verschiedenen Coaching-Formen schreibt, eine klare Meinung dazu äußern: Ist ein Online-Coaching sinnvoll – beispielsweise bei Konflikten? (Um ein aktuelles Thema in der Coaching-Szene aufzugreifen).

 

Angenommen der Autor ist der Auffassung: nein. Dann muss er diese Überzeugung sachlich begründen: „1……..“, „2……..“, „3………“. Doch polarisiert ein Autor damit automatisch? Nein! Denn vielleicht teilen ja nach der Lektüre des Buchs fast alle Leser aufgrund der sachlichen Begründung seine Meinung und kommen zum selben Schluss. Dann polarisiert er nicht.

 

Angenommen nun viele Leser des Buches erachten die Aussagen des Autoren zwar als bedenkenswert, teilen aber seine Schlussfolgerungen nicht – zum Beispiel, weil sie andere Erfahrungen gemacht haben und deshalb ein, zwei seiner Argumente als nicht zutreffend erachten. Dann erntet der Autor zwar sachlichen Widerspruch, er polarisiert aber nicht. Er polarisiert nur, wenn seine Meinung grundsätzlich auf Widerspruch stößt – zum Beispiel, weil die Leser des Buchs ein anderes Coaching-Verständnis oder Menschenbild haben und deshalb die Argumentation insgesamt als falsch oder unlogisch erachten.

 

Doch angenommen nun ein Autor polarisiert. Ist er dann auch „als Person angreifbar“? Nein, seine Meinung ist angreifbar – jedoch nicht die Person. Sie kann dem Leser trotzdem Respekt abnötigen, zum Beispiel, weil man in dem Buch eine hohe Fachkompetenz und ein seriösen Bemühen spürt, sich mit dem Buchthema ernsthaft zu befassen.

 

Polarisieren ja, „verarschen“ nein

„Als Person angreifbar“ machen sich nur Buchautoren, so mein Credo, die in ihren Büchern irgendwelche steilen Thesen in die Welt hinaus posaunen, ohne dass man den Versuch spürt, diese sauber herzuleiten und inhaltlich zu begründen; Autoren zudem, bei denen die Leser nach der Lektüre ihres Buches das Gefühl haben „Ich wurde über den Tisch gezogen“, weil die in der Buch-Werbung und -PR gegebenen Versprechen nicht eingelöst wurden.

 

Diese Autoren polarisieren jedoch nicht, sondern von ihnen fühlen sich die Buch-Käufer und -Leser schlichtweg „verarscht“. Deshalb geben „die verifizierten Käufer“ – also die Personen, die das Buch tatsächlich kauften und zumindest teilweise lasen – diesem (wie zum Beispiel dem neusten Buch des Autors des Blogbeitrags) bei Amazon auch eine sehr Bewertung und versehen ihre Buchrezension mit solchen Überschriften wie

 

  • „Geldmacherei und Verdummung des Kunden“,
  • „Für 20 Euro viel zu wenig Inhalt“,
  • „Wenig Inhalt in eine lausige Geschichte verpackt“,
  • „Langweilig bis unsinnig“,
  • „Eine bodenlose Frechheit“,
  • „Schade ums Geld“ und
  • „Finger weg!!!!“.

 

Ein solches Kunden-Feedback als Beispiel einer gelungenen Polarisierung als Buchautor zu interpretieren, erscheint mir recht gewagt.

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